Brückenbauerinnen und Brückenbauer am Werk
Es gibt ganz einfache Brücken wie ein Baumstamm, der über einen Bach gelegt wird, aber auch sehr prunkvolle Brücken, die von Lastwagen und Zügen befahren werden. Eines haben aber alle Brücken gemeinsam – sie haben das Ziel, Verbindung zu schaffen.
Sie verbinden Menschen und Wirtschaftsräume und ermöglichen so ein Miteinander. Das gleiche Ziel hat die Jugendarbeit: Verbindungen zu schaffen – Brücken zu bauen. So kam es, dass der Leiterinnen- und Leitertag des Let’s go unter dem Motto „Brückenbau“ stand. In der Jugendarbeit verfolgen wir das Ziel, Brücken in vier Richtungen zu bauen – oder besser, die Jugendlichen zu unterstützen, ihre Brücken in vier Richtungen zu bauen.
Richtung 1: Die Brücke zu sich selbst. In der Pubertät und beim Erwachsenwerden fällt es schwer, eine Brücke zu sich selbst zu haben. Der Körper verändert sich und die eigenen Hormone spielen verrückt. Hier gilt es, sich selbst wieder neu zu verstehen und lieben zu lernen.
Richtung 2: Die Brücke zu meinen Mitmenschen. Die Entwicklungspsychologie zeigt, wie wichtig die Adoleszenzphase für die Entwicklung von festen und beständigen Beziehungen ist. Doch auch Freundschaften und Liebesbeziehungen müssen gelernt und geübt werden. Jugendarbeit hilft, diese wichtigen Entwicklungsschritte zu machen.
Richtung 3: Die Brücke zu Gott. Die dritte Richtung macht die kirchliche Jugendarbeit einzigartig. Jugendliche werden an der Hand genommen, um ihren persönlichen Glauben zu entwickeln und ihre Gottesbeziehung zu formen. Oft entsteht dabei eine lebendige Beziehung zu Jesus und damit eine Brücke.
Richtung 4: Die Brücke zur Welt und Umwelt. Als Lebewesen auf dem Planeten Erde wissen wir, wie entscheidend unsere Umwelt ist. Würden der Sauerstoffanteil, die Temperatur oder die Gravitation sich ändern, das Leben auf der Welt wäre nicht mehr möglich. So gilt es auch zur Umwelt – oder christlich ausgedrückt zur Schöpfung – eine Brücke zu schlagen und mit ihr in Beziehung zu treten.
Am Leiterinnen- und Leitertag kamen diese Punkte zur Sprache. Als Einstieg in den Tag bekam das Leitungsteam die Aufgabe, aus Spaghettis und Marshmallows eine tragende Brücke zu bauen. Nach einigen ratlosen Blicken kamen je länger desto mehr gute Ideen auf. Am Ende stand da eine beachtliche Brücke auf dem Tischtennistisch. Anschliessend ging es kreativ-visionär weiter. Was sind die Träume der Einzelnen aus dem Team? Wie stellen sie sich das Let’s go der Zukunft vor und was für Leiter und Leiterinnen möchten sie gerne sein? Zu diesen Fragen erstellte jedes Einzelne eine Bild- und Textcollage. Diese zieren nun den Jugendraum und laden zum Verweilen, Studieren und sich inspirieren lassen ein.
Brücken müssen aber vor allem eines: Tragen. Je neuer und behelfsmässiger eine Brücke ist, desto mehr Vertrauen und Mut braucht es, diese zu begehen. Unser Vertrauen testeten und trainierten wir gleich in der Praxis und besuchten am Nachmittag einen Hochseilpark. Hoch über dem Boden, gesichert nur mit einem dünnen Seil, wurde das Vertrauen auf die Probe gestellt. So haben wir selbst erlebt, wie es den Jugendlichen mit ihren Lebensbrücken geht: Es mag rütteln und schütteln, herausfordernd oder gar überfordernd sein, aber am Ende, mit den richtigen Menschen an der Seite und dem Vertrauen auf Gott, ist jedes Hindernis zu meistern.
Raphael Moser